All-Time-Favorite #2

Ich möchte euch gerne die Übungen verraten, die ich immer und immer wieder mit meinem Pferd mache. Nicht nur, weil ich sie sehr förderlich für die Pferd-Mensch-Beziehung finde, sondern auch weil sie einfach Spaß machen und ich bei diesen Übungen "überprüfen" kann, wo wir gerade stehen und woran wir arbeiten sollten.

Hier der One-Rein-Stop, den ich wirklich jedem ans Herz legen kann. Diese Übung kann man vom Boden aus auch sehr gut mit Jungpferden, die noch nicht geritten werden, lernen. 

# Lateral-Kontrolle oder One-Rein-Stop

Der ein oder andere Reiter kennt dieses Szenario bestimmt:

An einem schönen Tag reitet man gemütlich mit dem Pferd aus, alles passt und mit Freude motiviert man es zu einem lockeren Galopp. "Nur bis da vorne zum Holzstapel". Kaum ist man losgaloppiert, sieht man sich schon kurze Zeit später am Holzstapel vorbeiziehen und das Pferd macht trotz deutlicher Reiterhilfe keine Anstalten zu bremsen. Im Gegenteil. Man spürt plötzlich, wie sich der Pferdekörper unter sich verändert, der Hals steif wie ein Brett wird und keinerlei Zügelhilfe zu einer Reaktion führt. Man fühlt sich machtlos und hofft, das Pferd möge irgendwann in den Trab zurückfallen und die nächste Straße unbeschadet überqueren.

 

Wie wir alle wissen, ist das Pferd ein Fluchttier. Und seinen Hals nutzt das Pferd als "Balancestange". Wenn es also flüchtet, versteift es den Hals, um nicht aus dem Gleichgewicht gebracht zu werden. Ein Pferd wird also immer bestrebt sein, den Hals gerade zu behalten, denn sobald er gebogen ist, wird ihm die Möglichkeit zur Flucht genommen.
Im Umkehrschluss bedeutet das für uns – wenn das Pferd die Kontrolle über seinen Hals in unsere Hände legt, vertraut es uns sehr viel an. Sobald wir den Pferdehals mit leichtester Anforderung biegen und stellen können, wird der Fluchtgedanke minimiert und das Pferd arbeitet aktiv mit. 

 

Unter der Lateral-Kontrolle oder dem One-Rein-Stop versteht man, dass das Pferd den Hals soweit biegt, dass es sich selbst ein Küsschen auf den Bauch gibt. Keine Sorge, das ist physiologisch kein Problem, denn wenn in der Gurtlage eine Fliege sitzt, ist es für das Pferd ein Leichtes, diese mit dem Maul zu verscheuchen :) Aber Achtung! Die Lateral-Kontrolle bzw. der One-Rein-Stop sollten IMMER unweigerlich zum Stillstand führen! Niemals das Pferd in dieser starken Biegung vorwärts schicken! 

Und damit das Pferd nicht aus dem Gleichgewicht gebracht wird, wenn man es aus dem Galopp mittels One-Rein-Stop stoppen will, sollte man ihm diese Lektion behutsam beibringen.

 

Übungsaufbau

Am besten startet man vom Boden aus mit Knotenhalfter und Lead-Rope. Ich erkläre es jetzt von der linken Seite ausgehend. Die Übung sollte am Ende aber von beiden Seiten geübt werden :)

Du stellst dich neben das Pferd, legst das Ende des Ropes auf den Pferderücken in den Lendenwirbelbereich. Dort solltest du dich auch positionieren, damit das Pferd in seiner Kopfbewegung nicht begrenzt wird. Nun legst du deine rechte Hand auf den Pferderücken, und mit der Linken streichst du am Rope entlang Richtung Pferdekopf. Damit baust du schon leichten Zug auf. Jetzt umschließt die Hand das Rope und führt es Richtung Widerrist. Hier ruht deine Hand und wartet darauf, bis das Pferd mit der Nase kurz in deine Richtung nachgibt.  In dieser Sekunde augenblicklich den Zug lösen und das Pferd loben. 

 

Da das Pferd aber meist erst lernen muss, den Hals auf deine Hilfe hin nachzugeben, wird es vorerst versuchen, seinen Hals gestreckt zu halten, indem es mit der Hinterhand ausweicht. An diesem Punkt ist es wichtig, den Zug am Rope nicht zu lösen, bis das Pferd wieder mit allen vier Beinen still steht und kurz mit dem Kopf und Hals in deine Richtung nachgibt.

Es kann durchaus sein, dass das Pferd sich mehrere Runden dreht, bevor es stehen bleibt. Der Fluchtgedanke ist sehr tief im Pferd verankert und es will erstmal nicht, dass wir ihm die Möglichkeit zur Flucht nehmen. Mit wachsendem Vertrauen wird es aber merken, dass es keinen Grund zur Flucht gibt, wenn wir bei ihm sind. Und dass es nicht gleich stirbt, wenn es den Hals kurz für uns "weich" macht ;)

 

Wenn ihr das von beiden Seiten gut geübt habt und euer Pferd kein Problem mehr damit hat, im Hals nachzugeben, dann könnt ihr das ganze vom Sattel aus mit Trense üben. Auch hier ist wieder wichtig, dass ihr den Zug nicht löst, so lange sich das Pferd dreht und gegen die Hand geht. Umso wichtiger ist, sofort nachzugeben, wenn es ruhig steht und weich im Hals wird. 

Wenn das im Stillstand gut funktioniert, könnt ihr euer Pferd aus dem Schritt mit dem One-Rein-Stop stoppen. Dafür wieder sanft mit der Hand Richtung Pferdekopf am Zügel entlang streichen (im Idealfall kommt euch euer Pferd hier schon mit dem Kopf entgegen) und leichten Zug aufbauen, bis das Pferd Kopf und Hals biegt und anschließend stehen bleibt.

Wenn das im Schritt richtig gut funktioniert und ihr merkt, dass euer Pferd sehr gut darauf reagiert, könnt ihr das gleich im Trab fortsetzen. Und schließlich im Galopp.

 


 

Das lustige an dieser Übung ist: je mehr ihr sie trainiert, desto unwahrscheinlicher werdet ihr in eine Situation kommen, wo ihr sie wirklich braucht :D 

Denn das Pferd lernt, sich auf euch zu verlassen, weich im Hals zu bleiben und jederzeit auf die Anforderung, den Hals zu biegen, zu reagieren. 

 

Und ganz nebenbei wird hier die Oberhalsmuskulatur des Pferdes trainiert und die Unterhalsmuskulatur gelockert.

 

Also wie ich finde, eine äußerst nützliche Übung, die man in das alltägliche Training miteinfließen lassen kann :)

 

An dieser Stelle will ich aber nochmal betonen: 

Das Pferd sollte keinesfalls in dieser extremen lateralen Biegung vorwärts geritten werden, sondern sie sollte ausnahmslos zum Halt führen! 

 

Ich wünsch euch viel Spaß beim üben! Wenn es Fragen gibt, gerne in den Kommentaren posten! Ich helfe auch gerne vor Ort :) 

 

stay motivated,

eure Christina 

 

Ps: ich versuche, in den nächsten Wochen ein Video davon zu machen und werde es hier posten!

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