All-Time-Favorite #1

Ich möchte euch gerne die Übungen verraten, die ich immer und immer wieder mit meinem Pferd mache. Nicht nur, weil ich sie sehr förderlich für die Pferd-Mensch-Beziehung finde, sondern auch weil sie einfach Spaß machen und ich bei diesen Übungen "überprüfen" kann, wo wir gerade stehen und woran wir arbeiten sollten.

Gerade bei dem ersten Thema "Führen und Folgen" sieht man sehr genau, wie aufmerksam das Pferd mitarbeitet und ob man die richtige Energie aufbringt, um es zu motivieren. 

#1 Führen und Folgen

Eine Übung - oder eigentlich viel mehr als das, wenn nicht das wichtigste im Pferdealltag überhaupt  - die man schon mit den ganz jungen Pferden beginnen kann und meiner Meinung nach auch sollte, ist das korrekte und willige "Führen und Folgen".

Das Pferd soll lernen, seine Richtung und sein Tempo an die des führenden Menschen anzupassen. Es soll lernen, immer an seiner Schulter zu bleiben und Acht zu geben, was der Mensch macht.

Wenn ich stehen bleibe, sollte das Pferd stehen bleiben. Wenn ich rückwärts gehe, sollte das Pferd rückwärts gehen. Wenn ich eine Kurve weg vom Pferd gehe, sollte es selbstständig schneller werden, um stets an meiner Schulter zu bleiben. Und wenn ich eine Kurve in die Richtung des Pferdes gehen möchte, sollte es ausweichen, ohne dass ich es berühren muss.

 

Das hört sich vielleicht ein wenig streng an. Aber ich finde es gibt nichts schöneres, als wenn das Pferd anfängt, sich mit dir zu "synchronisieren" und dich zu spiegeln. Mir geht jedes Mal das Herz auf, wenn ich merke, wie feinfühlig diese Tiere sind und wie schnell sie auf die kleinsten Veränderungen von Richtung oder Geschwindigkeit reagieren. Es ist, als würde man mit dem Pferd tanzen und ich bin mir sicher, dass auch das Pferd seine Freude daran hat.

Finn muss ich manchmal etwas zurück halten, denn wenn wir zu den schnelleren Gangarten kommen, könnte er glatt mal übermütig werden ;))

 

 

Die Grundlagen

Am Anfang bietet es sich an, das Führen und Folgen auf dem Reitplatz zu üben oder an einem anderen Ort mit wenig ablenkenden Reizen. Ich verwende für die Bodenarbeit (zumindest am Anfang) immer ein gut sitzendes Knotenhalfter, ein Lead Rope (4,20m) und einen Stick (1,20m) mit String.

 

Ich stelle mich links (welche Seite ist egal, man sollte es von beiden Seiten üben, aber ich erkläre es jetzt nur von links, um keine Verwirrung zu stiften) neben das Pferd - ca. auf Höhe des Halses - und fordere es mit meiner rechten Hand auf, anzutreten. Dazu strecke ich den Arm nach vorne und zeige in die Richtung, in die es gehen soll.

Reagiert es darauf nicht, "stupse" ich es mit dem Stick (in meiner linken Hand) leicht an der Hinterhand an und wiederhole damit meine Anfrage energischer.

Die meisten Pferde setzen sich jetzt sofort in Bewegung, wir nehmen in diesem Moment jeden Druck weg und loben es ausgiebig bzw. geben ihm eine Pause. Diese Schritte würde ich so oft wiederholen, bis das Pferd gleich auf mein richtungsweisendes Handzeichen reagiert. Meist reichen schon wenige Wiederholungen, bis es versteht, was wir meinen.

 

Das Wichtigste beim "Führen und Folgen" ist, dass auf das Lead Rope keine Spannung kommt. Denn sobald am Halfter gezogen und gezerrt wird, geht die Leichtigkeit verloren.


Wir sollten also stets versuchen, das Pferd mittels eigener Energie und Körperspannung dazu veranlassen, anzutreten/stehenzubleiben/schneller zu werden etc. Der Stick sollte nur als sekundäre Hilfe verwendet werden, wenn das Pferd noch nicht gelernt hat, dem Körper des  Menschen genügend Beachtung beizumessen.

Energiegeladene Pferde fordern

"Führen und Folgen" als eigenständige Übung eignet sich perfekt dafür, die ungeteilte Aufmerksamkeit des Pferdes zu gewinnen. Da das Pferd jede deiner Bewegungen spiegeln sollte, hat es eine große Aufgabe, dich genau zu beobachten. Dann bleibt meist keine Zeit, sich von eventuellen Außenreizen ablenken zu lassen :)

 

Hast du also ein Pferd, bei dem du das Gefühl nicht los wirst, es muss ständig die Umwelt checken und übersieht dich dabei das ein oder andere Mal, du musst ausweichen, damit es dich nicht versehentlich umrennt oder dir seinen Kopf etwas unsanft entgegenkommen lässt, weil es ja plötzlich sehen muss, was der Nachbar mit dem Traktor vor hat? 

Dann empfiehlt es sich, dem Pferd eine Aufgabe zu geben, bei der es voll bei der Sache sein darf.

 

"Führen und Folgen" in allen Gangarten und Richtungen könnte so eine Aufgabe sein.

Mit dem Pferd am Reitplatz los marschieren, abwechselnd nach links wenden, dann wieder nach rechts. Stehen bleiben. Rückwärts gehen. Aus dem Rückwärts antraben (ist nebenbei auch gut für die Hinterhandmuskulatur). Schlangenlinien im Schritt und im Trab. Langsamer Schritt, schneller Schritt. Viele Schritt-Trab-Übergänge. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Je abwechslungsreicher, desto besser. Und wenn das Ganze am Reitplatz gut klappt, macht es auch im Gelände Spaß und du wirst merken, wie sich dein Pferd auf dich konzentriert und Freude daran hat, dass es wirklich "geführt" wird.


Das "Führen und Folgen" kann man meiner Meinung nach nicht oft genug mit dem Pferd trainieren, deshalb mach ich es auch immer gerne zum Aufwärmen vor einer Bodenarbeit- oder Reiteinheit. Denn es wärmt nicht nur den Körper des Pferdes auf, sondern motiviert es auch gleich zur aktiven Mitarbeit und ist somit perfekt, um auf das darauffolgende Training mental vorzubereiten.

 

Ich freue mich, wenn ihr mir in den Kommentaren schreibt, ob ihr aktiv am "Führen und Folgen" arbeitet und ob ihr Fortschritte im harmonischen Miteinander festgestellt habt. Ihr könnt mir auch gerne Fragen stellen und ich versuche, sie zu beantworten.

 

Um noch genauer in dieses Thema einzusteigen, könnt ihr mich gerne kontaktieren, dann komme ich für eine Trainingseinheit zu euch in den Stall :)

 

viel Spaß beim üben und "stay motivated" :)

eure Christina

 

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Kommentare: 8
  • #1

    Lisa Peer (Mittwoch, 16 März 2016 21:39)

    Meine rede - toll geschrieben!

  • #2

    Christina (Mittwoch, 30 März 2016 09:38)

    Danke Lisa für dein Lob! Das freut mich sehr! :)

  • #3

    eva (Donnerstag, 29 Dezember 2016 16:51)

    Super Idee,
    finde es schön mit denn Ideen

  • #4

    Nixe (Dienstag, 03 Januar 2017 13:42)

    Genauso mache ich es mit meinem Pferd auch. Es hält es leider oft für nötig, seine Umgebung genau im Blick zu halten und wird dann sehr stürmisch. Mit dieser Übung bekomme ich zumindest ein Auge und ein Ohr ;)

  • #5

    Sherlyn Crandall (Donnerstag, 02 Februar 2017 18:49)


    Hi there, You've done a fantastic job. I will certainly digg it and personally suggest to my friends. I'm sure they'll be benefited from this website.

  • #6

    Adrianne Kierstead (Donnerstag, 02 Februar 2017 21:57)


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  • #7

    Nata (Dienstag, 11 April 2017 07:14)

    Ein toller Beitrag der mich motiviert, das gleich mal mit meinem Pferd auszuprobieren. Unser Problem ist allerdings die von Dir auch schon erwähnte Unaufmerksamkeit. Meine Stute ist mit ihrem Kopf überall - nur nicht bei mir. Was dazu führt, dass sie auch mal vorauseilt oder plötzlich abrupt stehen bleibt. Wie bekomme ich sie dazu, mir eben nicht vorauszueilen? Ein sanftes Rütteln am Strick reicht da leider nicht, ebenso wenig wie wenn ich sie mit der Gerte an der Schulter oder Brust antippe. Hast Du da einen Rat?

  • #8

    Stephanie (Sonntag, 11 November 2018 15:39)

    Sehr gut geschrieben! Ich finde, man erkennt am Führen sofort wie ein Mensch-Pferd-Paar harmoniert. Beim ersten Blick auf den Beitrag dachte ich: Oh, das ist ja interessant. Das Pferd am Schweif führen ... Ganz was Neues ;-)) Das Halfter hab ich dann schon noch gesehen.